Sehr geehrte Damen und Herren,
heute vor 70 Jahren wurde die Gemeinde Bad Wörishofen zur Stadt erhoben. Es freut mich unbeschreiblich, Sie alle zu dieser Feierstunde begrüßen zu dürfen. Unser Festredner Kreisheimatpfleger Christian Schedler und unser Bezirkstagpräsident Martin Seiler werden heute mit ihren Beiträgen unserer Feierstunde besonderen Glanz verleihen.
Bei einem Rückblick auf den 12.11.1949 kommt man nicht daran vorbei, dass erst am 8. Mai 1945 der II. Weltkrieg endete, damit auch die Judenverfolgung und der Größenwahn der Nationalsozialisten. Deutschland war zerstört und wenig später auch geteilt. Schon am 23.05.1949 konnte aber die Bundesrepublik Deutschland gegründet werden. Am 24.05.1949, 0 Uhr trat das Grundgesetz in Kraft. Ein gründliches Provisorium, das der BRD ein Hineinwachsen in eine nahezu vollständige Souveränität ermöglicht hat, was die Wiedervereinigung vor 30 Jahren belegt.
Schon 1949 war Bad Wörishofen wieder eine neue, junge und aufstrebende Gemeinde im voralpenländischen Allgäu. Seit 1889 verzeichnete Pfarrer Sebastian Kneipp, dessen zweite Berufsbezeichnung „Wasserdoktor“ weltweit bekannt war und ist, unglaubliche Heilerfolge. Der Zustrom der Kranken löste einen Bauboom ungeahnten Ausmaßes aus und verwandelte die Gemeinde in nur etwa 60 Jahren zur Stadt. Seine Naturlehre wird im Jahr 2018 von dem namhaften Autor und Arzt Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer als Teil der Weltmedizin verstanden.
Sowohl Landrat Dr. Kopp, wie auch der Erste Bürgermeister Anton Stöckle betonten in ihren Geleitworten 1949 die Verpflichtung, dass auch das nun zur Stadt erhobene Bad Wörishofen die Pflegestätte Kneipp’scher Heilkunst bleibe und dass Kranke, Arme und Reiche aus der ganzen Welt im Heilbad Wörishofen ihre Gesundung finden mögen.
Mit diesem Festakt appelliere auch ich an alle Wörishoferinnen und Wörishofer, der Naturheilkunde Kneipps zu vertrauen und diese herzhaft zu vertreten. Wir dürfen nicht zweifeln, sondern müssen uns auf das zu besinnen, was uns stark gemacht hat und stark macht. Wenn ich manchmal Gäste mit etwa 1.000 Übernachtungen ehren darf, dann versichern mir diese nachdrücklich, wie großartig Ihnen die Kneipptherapie hilft.
Unsere Stadt bot in den vergangenen 70 Jahren eine friedliche Heimat. Bad Wörishofen ist Heimat derer, die hier geboren wurden, aber auch derer, die im Laufe unserer Stadtgeschichte hierher gezogen oder gar geflüchtet sind. Unsere „Siedlung“, heute Gartenstadt genannt ist ein lebendiger Beweis für die Integrationkraft von Bad Wörishofen. Der Lohn dieser Integration waren Firmengründungen von Menschen, die nichts hatten, außer ihrem Können, ihrem Fleiß und einem starken Willen etwas zu erreichen. Ein unschätzbarer Schub für die Wirtschaftskraft unserer Stadt. Besonders schön finde ich, dass heute darüber nachgedacht wird, wie Kernstadt und Gartenstadt noch näher zusammenwachsen können.
Schmunzelnd habe ich die Sorge von Bürgermeister Stöckle gelesen, dass die Erhebung zur Stadt nicht zur Überheblichkeit führen dürfe. Unter dem Eindruck der Nachkriegszeit hätte er wohl nie geahnt, dass in den jüngsten Jahren rechte Kräfte wieder stärker werden. Sonst hätte er wohl eher vor dieser Entwicklung gewarnt.
Ich wünsche unserer Stadt Zusammenhalt, denn dieser macht eine Stadt stark. Garanten dafür sind unsere Vereine, die Kirchengemeinden, Parteien und Wählervereinigungen, Gewerkschaften, die Freiwillige Feuerwehr, alle Hilfsdienste und Organisationen, die sich um die Anliegen ihrer Stadt kümmern. An der Stelle danke ich ganz aktuell Herrn Feuerwehrkommandanten Eichler und den Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden für ihren gestrigen Einsatz bei unserem brennenden Parkhaus. Da ich in Dorschhausen und der Gartenstadt aufgewachsen bin, ist es mir ein persönliches Anliegen, den Zusammenhalt zwischen Kernstadt und unseren Ortsteilen zu fördern.
Als größte Stadt im starken Landkreis Unterallgäu, heute repräsentiert durch Herrn Landrat Hans Joachim Weirather lege ich großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis Unterallgäu und unseren Nachbarstädten und -gemeinden. Es gilt unsere Region Allgäu als Ganzes und als Marke gemeinsam weiterhin positiv zu präsentieren.
Gestatten Sie mir bitte, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Stadt Bad Wörishofen Zukunft hat und wir allen Grund haben optimistisch in die Zukunft zu blicken. Klare Indikatoren sind die steigenden Einwohnerzahlen und die rege Investitionstätigkeit in Bad Wörishofen, seinem Gewerbegebiet im Norden und in unserem Interkommunalen Gewerbegebiet an der A96. Aber auch die Zahl unserer jährlichen Gäste. Gesundheitstourismus und Gewerbeentwicklung sind nebeneinander möglich. Wir brauchen aber auch Geduld und Mut. Wir brauchen Weitblick und dürfen Entscheidungen nicht daran messen, welche Auswirkungen sie in einem oder zwei Jahren haben. Wir müssen in größeren Zeiträumen denken.
Zum 70. Jahrestag der Stadterhebung wünsche ich unserer Kneippstadt Bad Wörishofen mindestens weitere 70 Jahre Frieden auf der Basis unseres Grundgesetzes in einem einigen Europa.
Aufgrund des Fackelmarsches gegen 18:00 Uhr mit unseren Musikkapellen zu Pfarrer Kneipps Denkmal am Denkmalplatz danke ich schon an dieser Stelle Allen, die sich bei diesem Jubiläum eingebracht haben. Insbesondere unserem Festredner Herrn Schedler, Herrn Bezirkstagspräsidenten Sailer, Herrn Landrat Weirather, allen Mitarbeitern der Stadt Bad Wörishofen und unseres Kur- und Tourismusbetriebes. Ebenso danke ich Frau Sanni Risch, dem Geigenensemble der Irmgard-Seefried-Sing- und Musikschule, der Violinistin Emilia Hofmann mit der Pianistin Ayumi Janke und den Bad Wörishofer Musikkapellen für die musikalische Umrahmung.
Herzlichen Dank aber auch an alle Vereine, Gruppen, Initiativen, Schulen, Behörden, Gastgeber, Investoren, Förderer und alle Menschen, die sich in diesen 70 Friedensjahren für Bad Wörishofen eingesetzt haben, verbunden mit meinem Geburtstagswunsch, dass sie sich auf künftig für Bad Wörishofen stark machen.
Es gilt das gesprochene Wort.
Paul Gruschka Erster Bürgermeister
Stadt Bad Wörishofen, 12. November 2019