Neujahrsempfang 14. Januar 2019 der Kirche und Kommune im
Dorfgemeinschaftshaus Dorschhausen:
Ansprache 1. Bürgermeister Paul Gruschka
Hohe Geistlichkeit,
sehr geehrter Herr Pfarrgemeinderatsvorsitzender Wolfgang Gareis,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ich bedanke mich bei Herrn Pfarrer Hartmann und Frau Pfarrerin Ohr für den ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung. Es ist mir eine Freude Sie im Namen der Stadt Bad Wörishofen sehr herzlich zu unserem traditionellen Neujahrsempfang hier im Dorfgemeinschaftshaus Dorschhausen begrüßen zu dürfen. Entschuldigen mussten sich Herr Geschäftsleiter Aicher, Frau Kurdirektorin Nocker und Herr Stadtrat Hützler.
Für mich ist es immer etwas besonderes an einem Gottesdienst in der „Pfarrkirche Dorschhausen“ teilnehmen zu dürfen, denn hier habe ich 1967 von Pfarrer Hermann Remmele zusammen mit meinen katholischen Freundinnen und Freunden die erste heilige Kommunion empfangen.
Es ist beeindruckend, dass wieder viele Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kirchen, Medien, Vereinen und Verbänden der gemeinsamen Einladung der Kirchen und der Stadt Bad Wörishofen gefolgt sind. Pfarrer Hartmann und ich hatten wegen des erheblichen Schneefalls und der kritischen Wetterprognosen in der vergangenen Woche überlegt, ob es nicht notwendig wäre, den Empfang zu verschieben oder ausfallen zu lassen. Sie sehen, wir haben uns dafür entschieden durchzuhalten. Dies gibt uns die Gelegenheit, gemeinsam noch einmal zurück und nach vorne zu schauen.
Wir schreiben jetzt das Jahr 2019 und jeder fragt sich wohl, was wird dieses Jahr mir persönlich bringen. Gemeinsam fragen wir uns, was wird dieses Jahr der Stadt Bad Wörishofen und seinen Ortsteilen bringen. Die Dorschhauser Vereine haben traditionell am ersten Sonntag des Jahres, also dem 06.01.2019 unter der Leitung von Vorstand Christian Ambos im Rahmen ihrer Generalversammlung des Dorschhauser Dorfgemeinschaft e. V. die Termine besprochen. Unter den vielen Terminen wurde gebeten, Werbung für den Ball am 16.02.2019 zu machen, was hiermit geschieht. Im Jahr 2020 steht sogar das 100. jährige Jubiläum der Sportschützen an. Dabei hat der Radfahrverein gerade das 110-jährige Jubiläum des Radfahrvereines Dorschhausen geschultert. An den ideenreichen Korso erinnere ich mich noch heute gerne.
Wir alle haben Erwartungen und Wünsche und ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern, dass sich ihre Hoffnungen erfüllen. Persönlich wünsche ich mir Gesundheit, Geduld, Ausdauer und Gelassenheit. In Diskussionen wünsche ich mir, gegenseitige Wahrhaftigkeit. Für einen Bürgermeister gilt ohnehin der Grundsatz: „Alles was man sagt, muss wahr sein, aber man muss nicht alles sagen, was wahr ist.“
Unsere Stadt Bad Wörishofen und ihre Bürgerinnen und Bürger haben 2018 Gutes und weniger Gutes erlebt.
Die Einwohner stiegen erfreulicherweise von 16.760 am 31.12.2017 auf 16.921 am 31.12.2018.
Der Bauboum in Bad Wörishofen hält an, weshalb unsere Bauausschuss-sitzungen durchaus 15 Tagesordnungspunkte aufweisen. Bezahlbarer Mietwohnraum wird immer schwieriger zu bekommen. Grundmieten steigen, besonders aber die Nebenkosten und erst recht die Baupreise und Baulandpreise. Bad Wörishofen erarbeitet schrittweise Lösungen durch Kooperationen mit kommunalen Wohnungsunternehmen, wenn Grundstücke zu bekommen sind. Bad Wörishofen und auch andere Kommunen praktizieren hier ein eigenes Konzept ohne Bundes- oder Landesförderprogramme, da diese teilweise für die Investoren nicht attraktiv sind. In der Oststraße sind so 9 Wohneinheiten entstanden und auch die Mietwohnanlage des Dominikanerinnenklosters für finanziell schlechter gestellte Mitbürgerinnen und Mitbürger mit 20 Wohneinheiten hilft zunächst. Da der Bedarf aber höher ist, sind wir ständig bemüht preiswerten Wohnraum zu schaffen. Ohne Grundstücke sind aber alle Überlegungen Schall und Rauch. Ich denke demnächst dürfen wir Ihnen zum Einen oder anderen Baugebiet etwas mehr sagen.
Bad Wörishofen ist auch für die Wirtschaft attraktiv, was einige Beispiele belegen. Das 40 Mio. Projekt Löwenbräu-Arkaden der Firma Glass wurde im Juni nach den Vorstellungen des Stadtrates justiert und im Dezember die Auslegung des Bebauungsplanes beschlossen. Ein gutes Beispiel frühzeitiger Bürgerbeteiligung. Bauunternehmer Dieter Glass erhielt den Wirtschaftspreis 2018.
Der Sonnenhof investiert 11. Mio EURO für Luxusunterkünfte von Dauergästen. Zum Kreuzerpark entwickeln die Investoren Vorstellungen.
Für 16 Mio EUR bauen die Johanniter das „Johanniter-Komfortwohnen“ auf dem ehemaligen Hallenbadgelände.
Die Fa. HÄWA hat große Erweiterungspläne im Gewerbegebiet von Bad Wörishofen.
Im Interkommunalen Gewerbegebiet ist beim 1. Bauabschnitt von 100.000 qm nur noch ein Grundstücksteil von ca. 10% frei.
Schwierig bleibt der Spagat zwischen Haushaltskonsolidierung und den notwendigen Investitionen. Nur die Stadtwerke Bad Wörishofen konnten aufgrund ihrer guten Wirtschaftslage seit 2014 kontinuierlich ihre Schulden abbauen. Eine Diskussion über unseren unterdurchschnittlichen Gewerbesteuerhebesatz von 240 % war aufgrund der Hinweise unserer Aufsichtsbehörden und des Nivellierungshebesatzes nötig. Mein Vorschlag einer moderaten Erhöhung auf 280% wurde mehrheitlich abgesetzt.
Nach mehr als 120 Jahren gingen die letzten 4 Mallersdorfer Schwestern im Kneippianum im Februar in den wohlverdienten Ruhestand. Eine Ära ging zu Ende. Die vom Orden Barmherzige Brüder veröffentliche Schließung des Kneippianums war für alle Mitarbeiter und alle Wörishofer ein Schock. Wie es weitergeht ist derzeit unbekannt.
Immerhin schuf die Schließung des Familien-Kind-Hauses durch den Orden Barmherzige Brüder die Möglichkeit eine Übergangslösung für Kindergarten und den Hort zu mieten. Es entstanden 35 Kindergarten- und 40 Hortplätze und in den Modulen beim Kindergarten in der Gartenstadt nochmals 15 Krippenkinderplätze. Alle Kinder kamen unter.
Die Planung und der Neubau des neuen Kindergartens und des neuen Hortes ist eingeleitet.
Der Video-Schalter der Deutsche Bahn wird gut angenommen und die Bahnkunden können sich jetzt wieder zu allen Fragen ihrer Bahnreise beraten lassen.
Unsere Vereine haben mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit unser Leben bunter und vielfältiger gestaltet. Herzlichen Dank dafür. Auch für das Rössle in Schlingen werden wir eine Lösung finden. Beim Tierheim Beckstetten sind die Schwierigkeiten mittlerweile behoben, was allen Tierfreunden und Förderern große Sorgen bereitete. Auch die Kreisverkehrswacht blickt nach turbulenten Zeiten wieder nach vorn. Auch die Zukunft des Reitvereins wurde durch das von der Stadt erworbene Grundstück und einer Nutzungsvereinbarung gesichert.
Ein wahrer Hochgenuss waren die Festtage „50 Jahre Kirchdorfer Musikanten und das 48. Bezirksmusikfest im Juni bei traumhaftem Wetter. Ebenso die Feier des 10jährigen Geburtstages unseres Mehrgenerationenhauses.
Ungemein beeindruckend war das 25-jährige Jubiläum der Bürgerinitiative Kirchdorf. Ihr langjähriger Vorsitzender Hannes Weber hat die Verdienstmedaille im wahrsten Sinne verdient.
Angesichts solcher Leistungen unserer Vereine, wobei ich hier nur wenige nennen konnte, war es für mich schmerzlich, als wir im Februar die Investitionszuschüsse in Höhe von ca. 180.000 EUR für einige Vereine aus Haushaltsgründen ablehnen mussten.
Um so wichtiger ist es, dass es in unserer Stadt private Förderer gibt. Beispielsweise haben Frau Vorwerk und Herrn Kania mit ihrem Förderprogramm 2020 viele Bereiche gefördert und der Stadt einen Brunnen für das Guggerhaus geschenkt. Ebenso wollen sie den Hainbuchenpavillion fördern, damit im Kurpark ein grüner Multifunktionsraum entsteht. Weitere Spenden für ein Piratenschiff am Spielplatz im Freibad, für eine Verkehrsampel zum Verkehrserziehungsgarten usw. sind geplant.
Der Stadtrat hat im September Herr Hans-Joachim Kania die Bürgermedaille der Stadt Bad Wörishofen verliehen und dieser kündigte die Fortsetzung seines Förderprogramms an. Herzlichen Dank dafür.
Unsere Stadt bot tolle Veranstaltungen das ganze Jahr, z.B. Osterbrunnenfest, Oldtimertage, Festival der Nationen, die zweite Auflage des Kneipp Musical und ganz Bad Wörishofen macht sich bereits Gedanken zum 200. Geburtstag von Pfarrer Kneipp im Jahr 2021. Unsere Kurdirektorin Frau Nocker hat im November bereits die Grobplanung der Festveranstaltungen vorgestellt.
Mit einem weinenden Auge haben wir Kurseelsorger Pater Rüdiger in seinen Ruhestand verabschiedet und Prof. Dr. Dr. Keller als seinen Nachfolger mit einem lachenden Auge begrüßt.
Ich habe nach einem harten halben Jahr ohne Geschäftsleiter im Rathaus seit Oktober 2018 endlich wieder einen neuen Geschäftsleiter.
Es gäbe noch so viel zu sagen, sei es zu unserem Rathaus, unseren Plänen für eine Senioren- und Jugendvertretung oder einem Behindertenbeauftragten, doch dies würde den heutigen Rahmen sprengen.
Ach ja, bitte nicht vergessen unsere Freiwillige Feuerwehr spart zwar bereits, wird aber unsere Hilfe für ihr neues Feuerwehrhaus benötigen. Die zählen die angekündigten 10 Jahre schon rückwärts.
Eine besondere menschliche Leistung möchte ich aber nicht unerwähnt lassen. Respekt für Florian Ledermann und Sebastian Schneid, die einen 60-Jährigen Nachts aus dem eiskalten Wörthbach zusammen mit Polizei und Feuerwehr retteten und ihm wahrscheinlich das Leben retteten.
Das sind gute Entwicklungen für unsere Bürgerinnen und Bürger und unsere Unternehmen. Die aufgezeigten Wege wollen wir weitergehen und Bad Wörishofen zu einer Stadt ausbauen, in der man gerne wohnt, arbeitet, lernt, seine Freizeit oder seinen Lebensabend verbringt.
Zusammengefasst wollen wir eine bestmögliche Lebensqualität bieten. Familien sollen eine gute Perspektive haben und Beruf und Familie sollen nebeneinander möglich sein.
Bad Wörishofen bietet gute Bedingungen für die Wirtschaft und seine Beherbergungsbetriebe. Wir sollten den Auftrag von Pfarrer Kneipp nicht als Bürde sondern als großartige Chance sehen. Schließlich steht Wörishofen auf zwei Beinen. Kur- und Tourismus auf der einen und Wirtschaft auf der anderen, das gibt Halt.
Wie sich die Wirtschaft entwickeln wird ist gerade derzeit besonders schwer vorherzusehen, wie der Automobilbereich zeigt. Der Rückgang der Gewerbesteuer in Mindelheim von 19,5 Mio EURO auf 6,5 Mio EURO im Jahr 2019 und der Verzicht der Stadt auf die zweite Tiefgarage sind drastische Signale in unmittelbarer Nachbarschaft. Die aktuelle Weltpolitik mit Blick auf die USA, Nordkorea, China, Syrien usw. erschwert eine Einschätzung.
Nach der Landtagswahl in Bayern haben sich CSU und Freie Wähler zügig zu einer Koalition verbündet, der ich für Bayern viel Erfolg wünsche.
Wie aber wird Europa seine Probleme lösen. Welche Auswirkungen wird der Brexit haben. Ich hoffe, dass der Europagedanke weiterlebt und die Europawahl im Mai 2019 hierzu klare Signale erbringt. Bei allen Schwächen von Europa müssen dessen Werte hochgehalten werden. Die jahrzehntelange friedensstiftende Wirkung von Europa steht außer Frage.
Die Risiken des Internets und der sozialen Medien werden immer deutlicher.
Denken Sie und Ihre Kinder auch an unseren Einzelhandel, denn wenn sie dort einkaufen tragen Sie in ganz entscheidendem Maße zu einer gesunden Einzelhandelsstruktur bei. So bequem der Einkauf per Klick sein mag, so schädlich ist er für unsere Nahversorger vor Ort.
Die Schneefälle der jüngsten Zeit haben mir das große Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Stadt eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Aber auch das große bürgerschaftliche Engagement, wenn z.B. der Gehweg eines Nachbarn unaufgefordert mitgeräumt wurde.
Unsere Stadt braucht solche Menschen und hat solche Menschen, die sich engagieren und für das Gemeinwohl und ihre Mitmenschen einsetzen. Vieles, was unsere Stadt lebenswert macht, basiert auf solchen Initiativen.
Deshalb möchte ich allen herzlich danken, die sich ehrenamtlich und liebevoll in Vereinen, der Nachbarschaft oder für einzelne Mitmenschen einsetzen. Dies schafft eine gesunde Basis, um die Herausforderungen dieses Jahres zu meistern.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche ein gutes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr.
Paul Gruschka
Erster Bürgermeister